Arbeiten mit Typ-1-Diabetes ist manchmal wie ein stiller Kampf

Arbeiten mit Typ-1-Diabetes ist manchmal wie ein stiller Kampf, den niemand sieht. Nach außen läuft alles normal – man arbeitet, lacht, schreibt Mails, sitzt in Meetings. Und gleichzeitig läuft im Hintergrund ein zweiter Film, der nie stoppt. Blutzucker checken. Insulin berechnen. Sensoralarm. Wieder Konzentration finden. Manchmal fühlt sich das an, als müsste man zwei Jobs gleichzeitig machen – den, für den man bezahlt wird, und den, der das eigene Überleben sichert.

Ich glaube, viele wissen gar nicht, wie sehr Diabetes das Denken bestimmt. Wie oft man im Kopf plant, rechnet, abwägt. Wann esse ich das nächste Mal? Habe ich genug Traubenzucker dabei? Wie hoch war ich nach dem letzten Stress-Meeting? Das ist kein Drama, das ist einfach Alltag. Aber es ist anstrengend. Und manchmal tut es weh, wenn Menschen sagen: „Ach, du siehst doch gar nicht krank aus.“

Cindy hat für die Erstellung dieser Inhalte ein Honorar erhalten.

Diese Unsichtbarkeit ist Fluch und Segen zugleich. Es ist schön, nicht ständig im Mittelpunkt einer Krankheit zu stehen. Aber gleichzeitig macht sie einsam, weil so viele die kleinen Kämpfe gar nicht wahrnehmen. Wenn man während einer Besprechung heimlich einen Snack essen muss, um nicht unterzuckert zusammenzubrechen. Wenn man sich in der Mittagspause lieber zurückzieht, um kurz runterzufahren, statt mit den anderen zu lachen. Oder wenn man einfach zu erschöpft ist, um zu erklären, warum man heute leiser ist als sonst.

Das größte Missverständnis ist, dass Diabetes planbar wäre. Man kann alles richtig machen – und trotzdem spielt der Körper verrückt. Hormone, Stress, wenig Schlaf, ein falscher Bolus, eine kleine Erkältung – und plötzlich stimmt nichts mehr. Es gibt keine Garantie. Manchmal läuft’s gut. Manchmal gar nicht. Und das Gefühl, immer funktionieren zu müssen, obwohl man selbst gerade kämpft, ist etwas, das nur wenige wirklich verstehen.

Ich habe mit der Zeit gelernt, dass Flexibilität überlebenswichtig ist. Ich muss flexibel sein mit meinem Körper, aber auch mit mir selbst. Es bringt nichts, wütend zu werden, wenn der Blutzucker mal wieder spinnt. Und trotzdem passiert es. Diese Wut, diese Erschöpfung, diese kleine innere Stimme, die schreit: „Warum heute?“ Und dann macht man weiter, weil man muss. Weil das Leben ja trotzdem läuft.

Was wirklich hilft, sind Menschen, die nicht alles hinterfragen, sondern einfach da sind. Kolleginnen, die nicht irritiert schauen, wenn man kurz etwas isst. Führungskräfte, die verstehen, dass Arzttermine keine Freizeit sind. Menschen, die nicht „du Arme“ sagen, sondern ehrlich nachfragen, wie es einem geht. Diese kleinen Gesten machen mehr aus, als sie ahnen. Sie geben das Gefühl, gesehen zu werden – nicht als „Diabetikerin“, sondern als Mensch, der sich Mühe gibt, Tag für Tag.

Und dann gibt es die Tage, die einfach schwer sind. Wenn man kaum geschlafen hat, weil der Sensor die halbe Nacht gepiept hat. Wenn man schon müde ins Meeting geht und versucht, sich nichts anmerken zu lassen. Wenn man einfach nur möchte, dass jemand versteht, wie viel Energie es kostet, normal zu wirken.

Ich schreibe das nicht, um Mitleid zu bekommen. Ich schreibe das, weil viele von uns genau das fühlen – und oft trotzdem lächeln, trotzdem funktionieren. Es gibt diese Stärke, die entsteht, wenn man sich selbst immer wieder neu motiviert. Diese Geduld, die man lernt, weil der Körper eben nicht nach Plan läuft. Und diese Art von Disziplin, die keiner sieht, weil sie still passiert, Tag und Nacht.

Diabetes im Arbeitsleben ist kein Hindernis, aber es ist auch kein Leichtes. Es ist ein ständiges Navigieren zwischen Kontrolle und Vertrauen, zwischen Eigenverantwortung und Akzeptanz. Es bedeutet, sich selbst nicht dafür zu verurteilen, wenn es mal nicht perfekt läuft.

Am Ende wünsche ich mir nur, dass mehr Menschen verstehen, wie viel Kraft im Hintergrund nötig ist, um einfach da zu sein. Dass man manchmal mehr kämpft, als man zeigt. Und dass Verständnis – echtes, stilles, ehrliches Verständnis – oft das ist, was alles ein bisschen leichter macht.

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